Wurzeln der Systemischen Beratung

Die Entwicklung systemtheoretischer Grundkonzepte geht bis in die 1950er Jahre zurück. Die Systemtheorie entwickelte sich aus den Erkenntnissen verschiedener Wissenschaften, wie z. B. der Biologie, Regelungstechnik, Chemie und Physik, die sich unabhängig voneinander mit der Beobachtung von Systemen beschäftigt haben, um beispielsweise herauszufinden ob es möglich ist ein dauerhaftes Gleichgewicht in komplexen Systemen zu erhalten, wie sich Systeme verhalten wenn Veränderungen in Gang kommen, wie sich Systeme neu ordnen und wo die Grenzen der externen Einflussnahme auf Systeme liegen. Die gewonnenen Ansätze fanden auch in den Sozialwissenschaften und der Medizin ihren Niederschlag. Die Systemtheorie befindet sich, abhängig von den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaften, stets im Wandel.

Die Systemische Beratung ist eine Arbeitsweise, die sich aus den Grundkonzepten der Systemtheorie ableitet, indem sie diese auf lebende Systeme überträgt. Es gibt verschiedene Varianten und Schwerpunktsetzungen. Die Chaostheorie, Synergetik, Autopoiese und die Ansichten des Konstruktivismuses als Teil der systemtheoretischen Grundkonzepte, haben einen großen Einfluss auf die Diskussionen und die Praxis der systemischen Beratung, wie auch postmoderne Philosophien und sprachphilosophische Überlegungen.

In der Praxis geht der systemische Berater davon aus, dass Systeme aus sich heraus neue Strukturen bilden können, sich sozusagen selbst organisieren und immer wieder zu einer Stabilität finden (Chaostheorie und Synergetik). Systeme sind autonom und erzeugen, erhalten und regulieren sich selbst, was bedeutet, dass Systeme von außen angestoßen, verstört oder angeregt, jedoch nicht kontrolliert werden können (Autopoiese). Systeme haben ihre eigene Realität und Wirklichkeit (Konstruktivismus).

Diese Erkenntnisse spiegeln sich in der Haltung des systemischen Beraters wieder. Er betrachtet sich als Teil des Systems und ist sich darüber bewusst, dass er als Beobachter das System mitkonstruiert. Er geht davon aus, dass ein System / -mitglied Experte für sich selbst ist und seine eigenen Lösungen produziert. Aus dem Wissen heraus, dass Systeme von außen nicht geplant gesteuert werden können, sieht der Berater seine Aufgabe darin, hilfreiche Prozesse anzuregen und in Gang zu setzen.

Einige wichtige Personen in der Entwicklung der systemischen und konstruktivistischen Ansätze : Ernst von Glaserfeld, Niklas Luhmann, Humberto Maturana, Paul Watzlawik, Helmut Willke, Frederick Vester, Varela Francisco, Kurt Ludewig, Dietrich Dörner, Gregory Bateson, u. a.