Systemische Methoden und Interventionen

Lösungen sind wichtig, Probleme auch! Fragetechniken und Methoden der systemischen Beratung sind nicht defizitorientiert, sondern sehr ressourcen- und lösungsorientiert. Gleichzeitig findet die erlebte Belastung des Kunden Raum und Anerkennung, um den Sinn eines Problems greifbar zu machen, was die Voraussetzung für Lösungsideen ist. Das sind die Gründe dafür, weshalb die Methoden von vielen meiner Kunden hoch geschätzt werden. Sie kommen ebenso beim Coaching zum Einsatz. Es gibt eine Vielzahl möglicher Interventionen. Im Folgenden werden einige exemplarisch vorgestellt.

Die systemischen Gesprächs- und Fragetechniken bringen nicht nur Informationen und Antworten hervor, sondern fördern auch Ideen und regen neue Sichtweisen an.

Zirkuläre Fragen

Sie fragen nach Zusammenhängen, Unterschieden und Erklärungen und machen somit Wechselwirkungen und Beziehungsprozesse im System deutlich, indem beispielsweise eine Person nach ihrer Einschätzung befragt wird, was zwischen anderen Systemmitgliedern stattfindet:

Berater zur Mutter: „Wie reagieren Ihre Kinder, wenn Ihr Partner erschöpft von der Arbeit nach Hause kommt?“

Skalierungsfragen

Mit ihrer Hilfe kann auf einer Skala von 0-10 die Gewichtung eines Problems verdeutlicht werden und auch „gefühlte“ Veränderungen, die zunächst nicht sichtbar sind, werden dadurch messbar.

Lösungsorientierte Fragen

Sie beschäftigen sich mit Ausnahmen, Ressourcen, hypothetischen Veränderungen und lenken damit den Fokus weg vom Problem und hin zur Lösung. Beispiele:

  • „Wann taucht das Problem weniger auf?“
  • „Was soll so bleiben wie es ist?“
  • „Wie haben Sie es bis heute geschafft, mit diesem Problem fertig zu werden?“
  • „Angenommen es läge in Ihrer Hand: Wozu wäre es gut, das Problem noch etwas zu behalten?“

Wunderfrage

Sie ist Teil der lösungsorientierten Fragen. Beispiel:

„Wenn das Problem plötzlich weg wäre, wie würden Sie dann handeln?“

Zukunftsorientierte Fragen

Sie beschäftigen sich mit hypothetischen Folgen eines Verhaltens, mit Zukunftswünschen und Lebensentwürfen, sie spielen mit Verhaltensmöglichkeiten. Beispiele:

  • „Wenn Sie so weitermachen wie bisher, wie sieht dann Ihr Leben in 3 Jahren aus?“
  • „Wie möchten Sie in einem Jahr leben?“
  • „Was wird Ihnen helfen, Ihre Ziele zu erreichen?“
  • „Wer ist Ihr Vorbild?“
  • „Was würde er/sie/es in so einer Situation machen?“

Hypothesenbildung

Hypothesen sind Annahmen über

  • Beziehungen im Kundensystem,
  • Wechselwirkungen zwischen Symptomen und Beziehungen,
  • Zusammenhänge zwischen Kunden- und Helfersystem, der Geschichte des Systems, usw.

Hypothesen beschäftigen sich mit dem Sinn eines Symptoms. Sie müssen nicht wahr sein, sondern nützlich, wenn es um die Anregung von Veränderungen geht. Hypothesen verändern sich im Arbeitsprozess.

  • Welchen Sinn hat ein gezeigtes Symptom oder Problem für den Klienten oder Angehörige?
  • Welche gute Absicht könnte unterstellt werden?
  • Können die Symptome Bewältigungsstrategien sein?

Visualisierungmethoden

  • Genogramme ermöglichen es, die eigene Herkunft darzustellen. Sie bilden den Familienstammbaum ab. Aus Ihnen lassen sich gut Familienthemen, Traditionen oder Verhaltensmuster herauslesen.
  • Zeitlinien helfen, den Ablauf einer bestimmten Situation auf dem Papier oder mit räumlichem Bezug darzustellen. Eine Außenansicht wird dadurch ermöglicht.
  • Familienaufstellungen und Skulpturarbeiten ermöglichen es, Beziehungen darzustellen und zu visualisieren. Mit Hilfe von Figuren oder Gegenständen können Nähe und Distanz zwischen Systemmitgliedern abgebildet und Beziehungswünsche verdeutlicht werden. Ein Perspektivenwechseln kann stattfinden.

Der kreativen Gestaltung sind im Arbeitsprozess keine Grenzen gesetzt. Das Arbeiten mit Ritualen, Karteikarten, Geschichten, Bildern als Metaphern oder imaginativen Übungen kann genutzt werden, sofern es der Arbeitsweise des systemischen Beraters entspricht und zum jeweiligen Kunden passt.

Beobachtungsaufgaben

Sie werden gerne am Ende der Stunde vereinbart. Der Kunde kann beobachten, ob sein Perspektivenwechsel Einfluss auf Beziehungsdynamiken oder Verhaltensweisen der anderen Systemmitglieder hat.

Beispiel: Ein Vater kommt in die Beratung, weil sein Sohn in letzter Zeit sehr schnell aggressiv reagiert. Er ist davon genervt und sauer. In der Beratung werden Erklärungen für das Verhalten des Sohnes entwickelt (Hypothesen). Das Verhalten wird in einen Rahmen gesetzt (Reframing), z. B. als Ausdruck einer guten Absicht gesehen, auf die Biographie bezogen betrachtet, usw.

Der Vater geht mit der Idee nach Hause, dass sein Sohn die Kompetenz besitzt negative Gefühle auszuleben. Dies war in der Herkunftsfamilie des Vaters unüblich. Es wurde alles „geschluckt“. Der Vater entwickelt vielleicht eine Bewunderung für seinen Sohn und respektiert sein Verhalten, was sich auf die Beziehung der beiden positiv auswirkt und auch beim Sohn neue Prozesse anstoßen kann. Diese positiven Veränderungen zu beobachten ist die Aufgabe des Vaters.